Die Plagiatsvorwürfe gegen den damaligen Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg brachte eine Praxis ans Tageslicht, die lange Zeit vertuscht und negiert worden ist. Niemand wollte zugeben, was scheinbar vielerorts ein gängiges Verfahren ist. Sich mit falschen Federn und den Arbeiten anderer zu schmücken wurde als Kavaliersdelikt abgetan und kaum geahndet. Der Skandal um zu Guttenberg warf das Licht auf eine ganze Industrie, die Geringtalentierte mit den nötigen Urkunden und prestigeträchtigen Arbeitsleistungen versorgte. Es schien fast so, als ob Betrüger wie Betrogene selbst diese Vorgänge als völlig akzeptable und normal erachteten. Damit war auf einmal Schluss. Der öffentliche Aufschrei war immens und viele stellten die Vertrauensfrage an die akademische Klasse als Ganzes. Es entstand sofortiger Handlungsbedarf. Im Zuge vieler weiterer Ermittlungen kam noch so mancher Politiker zu Fall, aber auch für die Zivilwirtschaft ergaben sich Konsequenzen. Diese waren zwar weniger Öffentlichkeitswirksam aber für die Betroffenen nicht weniger schmerzhaft.

Die Personalabteilungen mussten umdenken

In den Personalabteilungen war jedem sofort klar, dass diese Praxis auch in der Zivilwirtschaft System hat. Wer sich auf den Webseiten der sogenannten Ghostwriter näher umsah, der stieß auf ein umfangreiches Portfolio an Dienstleistungen, die sich rund um den Erwerb falscher Lorbeeren drehten. Diplomarbeiten, falsche Doktortitel oder gefälschte Arbeitszeugnisse von Betrieben in denen man niemals gearbeitet hat. Für relativ erschwingliche Preise lässt sich damit ein Lebenslauf der Superlative erstellen. Wer sich ein wenig mit Photoshop auskennt, der kann hier sogar noch sparen und selbst Hand anlegen. Die Verantwortlichen haben den Bewerbern über viele Jahre vertraut und relativ selten eine Überprüfung durchgeführt. Doch dies hat sich dramatisch verändert. Eine genauere Überprüfung ist fast zum Standard geworden, und es ist zwischen der Wirtschaft und den Bildungsinstitutionen zu einer intensiven Zusammenarbeit gekommen.

Fälschungen fliegen mittlerweile auf

Es gibt eine Reihe standardisierter Abfragen, die dafür sorgen sollen, dass Betrüger sofort erkannt werden können. Für die Personalabteilungen bedeutet diese Betrugsprävention einen erheblichen Mehraufwand. In manchen Fällen braucht es externe Profis, die sich darauf spezialisiert haben. Denn nicht immer sind die Betrüger auf den ersten Blick zu erkennen. Dieser Vertrauensbruch sorgt für ein völlig neues Klima in den Personalabteilungen. Wo einst Wohlwollen und Gutgläubigkeit herrschten, so regieren nun der Zweifel, die Angst und der Kontrollwahn.

Gibt es einen Ausweg?

Wohl kaum. Bis auf weiteres muss wohl jeder Bewerber mit einer intensiven Überprüfung seiner Bewerbungsunterlagen rechnen. Die Vernetzung der modernen Zeit und der immer geringer wertgeschätzte Datenschutz wird die Bewerber transparenter machen und somit Betrüger schnell entlarven. Es ist zu einem Katz- und Mausspiel geworden.